Ihr Event, Ihre Verantwortung

Wie sich Nachhaltigkeit auf Veranstaltungen leicht realisieren lässt, und wer sich dafür zuständig fühlen sollte

Green Nudging hilft Veranstaltern, das Verhalten ihrer Gäste in Richtung Nachhaltigkeit zu lenken. Subtile Maßnahmen führen zum gewünschten Effekt.

ein Beitrag von Nils Cordell und Heiner Weigand

Der Begriff steckt schon im Kern. Corporate Social Responsibility, so sperrig das Acronym auch sein mag, benennt es doch klar worum es geht. Bei der Nachhaltigkeit geht es um Verantwortung. Ganz besonders gilt dies im Eventmanagement. Denn für die Zeit des Events übernehmen Sie als Veranstalter nicht nur die Aufgabe, Ihren Gästen ein möglichst klima- und umweltfreundliches Erlebnis zu bieten, Sie übernehmen auch die Verantwortung für das nachhaltige Verhalten der Besucher.


Shift of Responsibility – der Deal zwischen Veranstalter und Gästen


Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit, konkret: mit der Frage, wer für Nachhaltigkeit verantwortlich ist, kann und wird vortrefflich gestritten. So wurde das Konzept des „Carbon Footprint“ nicht etwa von Umweltorganisationen erfunden, sondern ausgerechnet vom Ölkonzern BP, der 2004 den ersten CO2-Rechner herausbrachte und dadurch einigermaßen subtil die Verantwortung für den Klimawandel von der Industrie zu den Verbrauchern verschob. Natürlich liegt die Verantwortung zu mehr Nachhaltigkeit bei allen, von der einzelnen Person über die Unternehmen bis hin zu Staaten und Regierungen.

Es gibt jedoch Ausnahmen. Eine davon ist das Event. Veranstaltungen sind besondere Situationen. Besucher begeben sich für den Zeitraum der Veranstaltung in die Obhut der Ausrichter. Raum, Zeit und Programmablauf unterliegen mehr oder weniger strengen Regeln. So können die Besucher einer Veranstaltung beispielsweise nicht oder nur eingeschränkt wählen, was sie essen oder trinken wollen. Ein- und Auslass sind häufig beschränkt, so dass man nicht ohne Weiteres die Veranstaltung verlassen kann. Gleiches gilt für die Veranstaltungs-Location oder die Technik. Veranstalter und Besucher gehen für die Zeit des Events einen Deal ein: Du bist hier Gast und ich bin für alles Weitere zuständig.

Und somit auch für das nachhaltige Verhalten der Gäste. Event-Besucher müssen darauf vertrauen können, dass der Gastgeber alles dafür tut, dass sie in dem ihnen vorgegebenen Event-Rahmen verantwortungsvoll und nachhaltig sein können. Dieser Shift of Responsibility vollzieht sich beim Event also anders als im Beispiel von BP, nämlich von der Nachfrageseite hin zum Anbieter. Und das bedeutet für Sie als Event-Manager, sich mit völlig neuen Fragen zu beschäftigen.

Green Nudging – die subtile Überzeugung


Das Verhalten von Gästen, Besuchern und Zuschauern auf Veranstaltungen ist äußerst komplex und selten vorhersehbar. So hat man es bei größeren Events mit Besucherströmen zu tun, die geschickt gelenkt und entsprechend dem Programmablauf zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelenkt werden müssen. Schon aus Sicherheitsgründen ist es absolut erforderlich vorherzusagen, wie sich die Besucher im Ausnahmefall verhalten werden. Vom Wegeleitsystem, Audio- und Videosignalen bis zu Info-Logos und Markierungen reicht allein die Palette von Hilfen zur Orientierung. Diese teils subtilen Maßnahmen zur Verhaltenslenkung oder Überzeugung der Gäste nennt man Nudging.

Auch bei der Änderung des Verhaltens von Gästen und Zuschauern zu mehr Nachhaltigkeit kann Nudging eine wertvolle Hilfe sein. Denn es lenkt, ohne Aufmerksamkeit für sich zu beanspruchen. Somit wird Nudging auch nicht als Belehrung oder als störend empfunden. Wir wollen das an zwei Beispielen verdeutlichen.

Aufsteller an einer »leer gegessenen« Ausgabestation
als positive Kommunikation zum Thema Food Waste (Quelle: Hermann Vetter)


Catering – Big Brother is watching you


Platzieren Sie an Self-Service-Theken zwischen den Speisen bzw. an den Abholstationen Schilder, jeweils mit Foto, auf denen sich das jeweilige Essensangebot, aber auch Zusatzstoffe oder Informationen zum Nachhaltigkeitsbeitrag finden. Der Clou: Auf allen Fotos sind auch Personen zu sehen, z. B. Köche, Bauern, Servicemitarbeiter etc. Und – das ist das Wichtigste – jede dieser Personen schaut direkt in die Kamera. Auch wenn es nur Fotografien sind: Beim Gang ans Buffet registriert unser Gehirn ein „menschliches Gegenüber“ – und wir fühlen uns beobachtet, agieren entsprechend vorsichtiger und werden weniger auf die Teller schichten.


Catering – Der gerichtete Teller


An unterschiedlichen Servicestationen, jeweils durch eine Servicekraft besetzt, wird nur je ein Gericht angeboten – und dieses schon vorbereitet bzw. auf Tellern angerichtet und direkt bis zur Abholung durch den Gast warmgehalten bzw. gekühlt. Eine sehr klare Kommunikation im Vorfeld und die räumliche Trennung der Angebote erleichtern dem Gast die Orientierung und damit die Laufwege. Da das Essenholen mit Aufwand bzw. Aktivität durch das Laufen verbunden ist und dies ja mehrmals erfolgt, reduziert sich allein durch die Bequemlichkeit vieler Gäste die Gesamtmenge an ausgegebenem Essen. Durch die Pausen, die durch die Bewegung im Raum entstehen, stellt sich ein Sättigungsgefühl früher ein, mit ähnlichem Effekt.

Anhand dieser Beispiele aus dem Catering-Bereich wird deutlich, wie Nudging bei einer Verhaltensänderung der Besucher in Richtung Nachhaltigkeit erfolgt. Grundlegend lassen sich beim Green Nudging im Event-Management folgende Aspekte feststellen:
1. Schaffen Sie sichtbare Belohnungen für ein nachhaltiges Verhalten
2. Betonen Sie soziale Normen und Vergleiche
3. Richten Sie interaktive und informative Stationen ein
Diese Grundregeln lassen sich im Vorfeld der Veranstaltung hervorragend in das Event-Konzept integrieren, so dass sie von ihren Besuchern kaum bemerkt, aber als hilfreich empfunden werden.

 

Mehr von den Autoren

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Nils Cordell und Heiner Weigand

Nils Cordell besitzt mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Bereich Eventmanagement, schon zu Studienzeiten organisierte er verschiedene Veranstaltungen. Nach dem Examen an der Universität Freiburg (Geographie und Politikwissenschaften) begann er, Marketingberatung online und im Print anzubieten. Darüber hinaus war er bis Ende 2012 als E-Learning-Entwickler erfolgreich. Er ist Projektleiter des Euro Dance Festival, Europas größtem Tanzworkshop-Festival, sowie der Co-Initiator und Festivalleiter des Ladies Only Festival im Europa-Park. Seit 2022 agiert er auch als Geschäftsführer der Tanzloft GmbH und begleitet deren bundesweite Expansion.
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Heiner Weigand ist diplomierter Betriebswirt mit Schwerpunkt Marketing und Kommunikation. Er lernte das Werbehandwerk bei der renommierten Agentur BBDO in Düsseldorf. Nach Stationen im Direktmarketing (artegic AG) und den Medien (Hubert Burda Media) ist er seit 2010 Inhaber der karmacom GmbH, Beratung für Nachhaltigkeitsmanagement und Marketing. Der Fokus seiner Tätigkeit liegt in der Entwicklung von Strategien, um aus ökologischer und sozialer Verantwortung wirtschaftlichen Erfolg zu generieren. Zu seinen Kunden zählen große und mittelständische Unternehmen ebenso wie NPOs. Neben seiner Agenturtätigkeit ist Heiner Weigand, Autor, Speaker und Trainer sowie mehrfach ausgezeichnet mit dem Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in Baden-Württemberg.
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